Den Blickwinkel weiten – Horizonte eröffnen

Das ist’s, was mich hier so entzückt:
Diese unbedingte Weite,
dieser Horizont in Tief‘ und Breite
verschwenderisch hinausgerückt.

(Christian Morgenstern)

Der Horizont ist eine Linie, die den Himmel von der Erde abgrenzt. Manchmal ist er eine scharfe Linie, die Erde wirkt dann wie abgeschnitten. Manchmal verschwimmen die Konturen auch. Der Horizont gibt uns Orientierung beim Sehen und Bewegen. Er ist eine wichtige Bezugsgröße in der Navigation, in der Mathematik und der Astronomie. Aber auch in Kunst und Philosophie. Dort steht er für Sehnsucht und Utopie, für Weitblick und Einsichtsfähigkeit.

Wer in die Weite schaut und den Blick zum Horizont schweifen lässt, spürt vielleicht genau diese Dimension des Worts – die Sehnsucht danach, dass es dahinter immer noch weitergeht und sich alles zum Guten wendet.

In unserer nächsten Übung spielt der Horizont eine entscheidende Rolle als Bezugsgröße für achtsames Sehen und Spüren. Suchen Sie sich dafür einen Aussichtspunkt oder verweilen Sie in einer weiten Landschaft.


Übung: Das Blickfeld erweitern und verengen

Stehen Sie locker und spüren Sie den Boden unter sich. Schauen Sie nach vorne. Nun bewegen Sie Ihre Arme nach vorne und oben, bis sie etwa in Augenhöhe ankommen. Die ausgestreckten Hände sollten dann etwa zehn Zentimeter voneinander entfernt sein. Die Handflächen sind einander zugewandt.

Blicken Sie nun zwischen Ihren Händen durch nach vorne. Nun bewegen Sie die Arme langsam nach außen bis sie seitlich ausgestreckt sind, dann wieder zurück in die Ausgangsposition. Stellen Sie sich vor, dass Ihre Arme ein Vorhang ist, den Sie öffnen und schließen.

Achten Sie auf Ihre Körperwahrnehmungen und Assoziationen während der verschiedenen Phasen der Bewegung. Wie wirkt das sich erweiternde und wieder verengende Blickfeld auf Sie?

aus „Achtsamkeit in der Natur“ von M. Huppertz & V. Schatanek


Der Weg zum Horizont

Der Weg zum Horizont,
wie weit er ist, ist einerlei
der Blick dahinter lohnt,
dahinter wird die Welt wie neu.

Man muss sich schon bewegen
Muss reg’, nicht träge sein,
um Neues zu erleben,
bedingt nicht Mut allein.

(Franz Christian Hörschläger)