Was du verschweigst,
Was du andern nicht zeigst,
Was dein Mund spricht
Und deine Hand tut,
Es kommt alles ans Licht.
Sei ohnedies gut.
(Joachim Ringelnatz)
Wenn wir uns nur auf einen unserer Sinne konzentrieren, können wir viel intensiver wahrnehmen. Deswegen möchten wir heute den Fokus nochmal auf das Hören legen und laden Sie ein zum achtsamen Lauschen in der Natur.
Übung Geräuschekarte
Für diese Übung brauchen wir ein Blatt Papier und einen Stift.
Suchen Sie sich einen schönen Platz im Wald, im Garten oder auf einer Wiese. Sie können sitzen oder stehen. Halten Sie inne und fokussieren Sie sich auf den stillen Raum um Sie herum. Wie weit ist das nächste Geräusch entfernt? Wie weit reicht die Stille?
Tragen Sie sich als Kreuz (oder anderes Symbol) in die Mitte eines leeren Zeichenblatts ein. Dann ergänzen Sie weitere Symbole für alle Geräusche, die Sie um sich herum wahrnehmen können. Wählen Sie einfach Zeichen – der Schwerpunkt sollte auf dem Hören und nicht auf dem Zeichnen liegen.
Ein Zeichen könnte etwa eine Wellenlinie für den Wind sein, ein Kreis für ein Autogeräusch, ein Notenzeichen für einen Vogel. Ihnen fallen sicher noch mehr Symbole ein. Ordnen sie diese so auf ihrem Blatt an, dass auch der gehörte Abstand und die gehörte Richtung deutlich werden. So entsteht eine Geräuschekarte aus der Vogelperspektive.
In den Lüften wiegt ein Schwingen
Frühlingsträume, Blütenflor;
auch der Vögel frohes Singen
darf uns in die Seele dringen,
und wir schau’n befreit empor.
Alle trüben Winterlieder
sind verstummt, der Frost bleibt fern.
Nichts mag uns nun halten nieder,
neu erwacht das Hoffen wieder,
Lieben, Leben zeigt der Stern!
Frühling zaubert zarte Klänge
dort, wo vieles war verstellt,
weitet, was uns ward zur Enge,
schenkt uns helle Lichtgesänge
und trägt Freude in die Welt.
(Ingrid Herta Drewing, 2019)