Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht.
(Christian Morgenstern)
Nachdem wir beim letzten Tipp Ihre Aufmerksamkeit auf das riesige Farbenspektrum der Natur gelenkt haben, geht es heute nochmal um das achtsame Sehen. Wie oft wandern wir in wunderschöner Landschaft und nehmen doch die vielen verschiedenen Licht- und Schattenspiele, Formen und Strukturen nicht wahr. Deshalb hier unsere „Sehübung“:
Übung: Den Blick schweifen lassen
Machen Sie es sich auf einer Bank im Park, an einer Wiese, einem Teich oder im Wald gemütlich und lassen Sie Ihren Blick schweifen. Sie können sich dabei folgende Fragen stellen:
- Was sehe ich, wenn ich nach Unten oder nach oben, seitlich, geradeaus blicke?
- Was ist neu? Was ist mir noch nie aufgefallen?
- Welche Formen gibt es?
- Wie fallen Licht und Schatten?
- Was bewegt sich?
Welche Bilder kommen in mein Bewusstsein? Fallen mir schöne Erinnerungen aus der Kindheit ein und geben mir Kraft? - Vielleicht taucht ein Tier auf – was macht das mit Ihnen?
Sie können auch noch einen Schritt weiter gehen, um die Perspektive zu wechseln – mit dem sogenannten „Spiegelgang“. Sie benötigen dazu einen kleinen Spiegel oder eine kleine Spiegelkachel und einen Ort mit Bäumen.
Halten Sie sich den Spiegel an die Nasenspitze und streifen Sie damit frei im Wald umher. Experimentieren Sie mit dem Winkel des Spiegels, so erhalten Sie immer wieder einen anderen Blickwinkel. Wie verändert sich Ihre Sicht auf die Dinge? Was fühlen Sie dabei?
Vorsicht beim gehen mit dem Spiegel
Vergewissern Sie sich vorher, dass keine Hindernisse im Weg liegen. Gehen Sie langsam, denn dann ist die Aussicht umso beeindruckender. Und Sie vermeiden Schwindelgefühle, die durch das Schauen in den Spiegel entstehen können.
Übung „Spiegelgang“ aus dem Buch „Achtsamkeit in der Natur“ von Michael Huppertz & Verena Schatanek (Jungfermann-Verlag)