Ü30 unterwegs von Tübingen nach Rottenburg

Sonntagmorgen, 15. Juli, Tübingen: Die Glocken klangen und stimmten 18 Wanderer auf die bevorstehende Wellnesswanderung ein.

Wanderführerin Susi Bayer gab eine Einführung in den Ablauf der Wanderung und schon mussten die ersten Höhenmeter zum Schloss Hohentübingen überwunden werden. Dem Jakobsweg folgend erfuhren alle von einer Teilnehmerin, dass im Schlossgraben ein Elefant begraben liegen soll.

Nach wenigen Kilometern durch die Straße mit den Burschenschaftshäusern wurde der Bismarkturm erreicht. Weiter ging es über schmale Waldwege mit erstem Blick auf die Wurmlinger Kapelle.

Beim  Vesper beobachteten die Wandernden die Gewitterwolken über dem Schönbuch, kamen aber auf den nächsten Kilometern über das Feld bis nach Rottenburg ordentlich ins Schwitzen.

Eine 15-minütige schweigende Einheit genossen alle genauso wie das Belohnungseis nach Erreichen des Ziels: Dom in Rottenburg am Neckar.

Ohne Regentropfen, dafür mit ca. 13 Kilometern Wanderweg in den Füßen verabschiedeten sich alle gegen 15 Uhr in den restlichen Sonntag.

Wetterkundeseminar war dramaturgisch perfekt

Das Seminar „Wetterkunde“ am 15. Juli  unter der Leitung des zertifizierten Wanderführers Wolfgang Pösselt in Königsbronn verlief perfekt, sogar ein Gewitter mit starkem Regen zog auf und passte sozusagen ins Programm: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erlebten alles von der Theorie  bis zur Praxis (und wurden teilweise nass bis auf die Knochen…).

Die grundlegende Frage bei der Exkursion lautete: Was ist eigentlich Wetter? Wasser, Wind, Sonne, Luft – so konnte man erleben – sind die Rezeptzutaten. Die Seminarteilnehmer lernten ständiges Beobachten und Erkennen der Wolken anhand eines Wolkenatlasses.

Zuerst führte der Wanderführer hinauf auf das Härtsfeld mit seinen dort so wichtigen Hülben und Dolinen. Hier war Lesen in der Landschaft  angesagt. Bei den Dolinenfeldern wird die unterirdische Wirksamkeit von Wasser sichtbar. 

Ein aufziehendes Gewitter zwang die Gruppe zu einer sicheren Pause im Schützenhaus.

Anschließend ging es weiter, vorbei an einem großen Windpark und dem größten Solarpark Baden-Württembergs. Hier wurde deutlich, wie Wind und Sonne nicht nur für unser Wetter verantwortlich sind, sondern auch im großen Stil zur Energiegewinnung genutzt werden.

Es folgte ein rascher Abstieg hinunter ins Brenztal an den Itzelberger See. Als das Gewitter nicht mehr unmittelbar wahrzunehmen war, beschlossen alle trotz strömenden Regens  bis zu den Autos bzw. bis zum Klosterhof in Königsbronn  zu gehen.

Gut besucht: Ü30-Tageswanderung mit Zwischenstopp beim Bäcker

Die 21 Teilnehmer zählende Gruppe traf sich 08:45 Uhr am Bahnhof in Herrenberg und startete pünktlich mit dem 9 Uhr mit der 23,5 km langen Tageswanderung „Vom Mehl zum Vesper“. Die ersten vier Kilometer waren schnell überwunden und das Backhaus vom Bäcker Baier in Gültstein erreicht.

Nach einer Einführung in die Unternehmensentwicklung und Philosophie durch den Chef Jochen Baier übernahm dessen 15-jähriger Sohn die weitere Führung durch die Produktion. Die Teilnehmer waren beeindruckt von den Maschinen, den durchdachten Hygienestandards und freuten sich bereits auf die duftenden Backwaren, die im Anschluss nicht nur fürs Vesper gekauft, sondern auch gleich verspeist wurden.

Die Wanderung führte dann durch Streuobstwiesen, vorbei an herrlich reifen Kirschen hinauf in den Schönbuch – das größte zusammenhängende Waldgebiet Baden-Württembergs. Nach einer weiteren Stunde wurde zur Mittagszeit der Grafenberg mit seiner phantastischen Aussicht auf das Gäu und die Alb in der Ferne erreicht.

Frisch gestärkt und raschen Schrittes machte sich die Gruppe auf die nächsten 16 Kilometer durch den Wald und ein Rotwildgehege. Die Schwüle lies nur wenig nach und so kam man ganz schön ins Schwitzen.

Selbstverständlich wurde das neue Highlight der Region Böblingen – der Schönbuchturm – in die Wanderung integriert und bestiegen. Die Wanderer bestaunten die Konstruktion sowie den Ausblick.

Um 17 Uhr erreichte die Gruppe den Schlosskeller von Herrenberg.

(Bericht Susi Bayer)

Eindrucksvolle Weitwanderung zu den Uracher Duschen

20 Wanderfreundinnen und – freunde hatten sich am letzten Samstag um 4.30 Uhr auf den Weg von Owen zu den Wasserfällen in Bad Urach gemacht. Am Waldrand der Baßgeige angekommen, lohnte sich ein Umdrehen: Heller Mond, aufsteigender Dunst, herrliche Morgenruhe, kreisende Vögel, weidende Rehe.

Kurz vor dem Abstieg nach Beuren sah man auf einmal rot leuchtende Bäume im Wald: der Sonnenaufgang meldete sich an. Schnell hatte die Gruppe Beuren durchquert, nun suchte Wanderführer Dieter Bounin den teerärmsten Weg durch Neuffen. Kirschen an den Bäumen luden immer wieder zum Naschen ein.

Beim Aufstieg auf den Jusi wurde es richtig still. Jeder konzentrierte sich auf seine Schritte und seinen Atem. Was für ein Ausblick!

Weiter ging es zum Florian und anschließend zum Metzinger Weinberggipfel und danach kam der harte Aufstieg zum Flugplatz Roßfeld beim Olgafels. Die kühle Luft  im Wald machte den Aufstieg erträglich.  Weiter ging es über die bunt blühenden Magerwiesen zu den Höllenlöchern. Gigantisch: über eine Leiter kletterte man in den tiefen Felsschlund, eine andere führte wieder hinaus. Nach diesen tollen Eindrücken war längere Mittagspause angesagt.

Anschließend ging es am Trauf entlang zu den Gütersteiner Wasserfällen und dem Uracher Wasserfall. Wegen der vielen Touristen wollte sich dort aber keiner duschen, doch gerne schaufelte man das kühle Wasser über Stirn und Nacken.

Über Treppen führte der Weg wieder hinauf zum Albtrauf. Die Ruine Hohenurach immer im Blick erreichte man den Hannerfels. Nächstes Ziel war Erkenbrechtsweiler, wo sich die Gruppe auflöste bzw. Einige noch einkehrten.

Fazit derer, die erstmals dabei waren: „Klasse, ich hab´s geschafft! Es war zum Schluß noch hart, vielleicht war ich an meinem Limit. Doch es war ein sehr gelungener Tag!“

(Bericht von Dieter Bounin)

Ü30-Weitwanderung ab Ulm: Anstrengend, aber total schön!

Am Samstag, 23. Juni 2018, startete bei gutem Wanderwetter die Weitwanderung „Vom höchsten Kirchturm zum ältesten Atelier der Welt“.

Nach einer offiziellen Begrüßung der sechs Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch Wanderführer Michael Schmitt am Ulmer Münster, gab es noch ein paar Informationen zum höchsten Kirchturm der Welt. Dann ging es im 5-er-Schritt (5 km / Stunde) am idyllischen Ufer der Donau entlang nach Thalfingen. Der Weg führte die Wanderer aus den Donauniederungen hinauf nach Elchingen auf die Flächenalb. Von da an durchwanderte die Gruppe eine durch Wald, Wiesen und Ackerflächen durchzogene, sanft hügelige Landschaft. Gegen 12 Uhr erreichten die Wandernden die Stadt Langenau, wo eine Mittagspause eingelegt wurde. Anschließend marschierte man über freie Flächen bis zum Weiler Lindenau, wo eine weitere Rast eingelegt wurde. Auch Blasen an den Füßen wurden hier versorgt. Wenig später erreichte die Wandergruppe den Archäopark Vogelherd mit der weltberühmten gleichnamigen Höhle. Nach einem kurzen Besuch des Parks und einem Gruppenbild vor der Höhle, führte der Weg ins berühmte Eselsburger Tal mit seinen pittoresken Fels- und Landschaftsformationen. Gegen 18.45 Uhr – nach rund 45 Kilometern – kam die Gruppe im Herbrechtinger Klosterbiergarten an.

Übrigens: Herzlichen Dank an den Betreiber des Archäoparks Vogelherd für die Erlaubnis zum kostenfreien Zutritt für ein Gruppenbild vor der Höhle.

 

 

Was hat Wandern mit nachhaltiger Entwicklung zu tun?

Wie können Wanderführer das Thema nachhaltige Entwicklung auf Wanderungen vermitteln und erklären? Und: Warum ist das wichtig?

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Diese Fragen hat man sich bei der Heimat- und Wanderakademie im Schwäbischen Albverein gestellt und im Juli 2012 eine dreiteilige Kursreihe „Wandern – Kulturlandschaft erleben und nachhaltige Entwicklung“ ins  Leben gerufen. Diese ging am 11. Mai 2013 mit einer Busexkursion durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu Ende.

Die Kursreihe, wurde in Kooperation mit der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwäbische Alb, der Umweltakademie Baden-Württemberg  sowie Tourismusverbänden und verschiedenen Umweltinformationszentren durchgeführt. Außerdem wurde sie vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes finanziell unterstützt.

Zu der Veranstaltungsreihe waren renommierte Experten aus der Wissenschaft sowie regionale Akteure eingeladen. Alle mit dem Ziel aufzuzeigen, was sich hinter dem Begriff „nachhaltige Entwicklung“ verbirgt, und wie Wanderführer und Bildungsakteure diesen Leitgedanken in ihre Angebote mit einbauen könnten. Die insgesamt 35 Kursteilnehmer bekamen nicht nur jede Menge theoretischen Input, sondern wurden auch selbst aktiv. Sie lernten Landschaft, Entwicklungen und Leute kennen und arbeiteten in Teams an didaktischen Konzepten für spätere Wanderungen.

Der Titel des letzten Kursmoduls lautete „Best practice – das Gute findet man gleich um die Ecke“. Während einer Busexkursion zu unterschiedlichen Orten und Stationen lernten die Teilnehmer das Nachhaltigkeitskonzept des Biosphärengebiets Schwäbische Alb kennen, diskutieren mit Fachleuten über nachhaltigen Tourismus und das Spannungsfeld Naturschutz, Landwirtschaft und Freizeit.

Der Münsinger Bahnhof als Türöffner für die Region

Erste Station der Reise war das Informationszentrum Bahnhof Münsingen. Der Chef der Touristinformation gab aufschlussreiche Einblicke in das Nachhaltigkeitskonzept der Schwäbischen Alb-Bahn und erzählte Wissenswertes zur Bahnhofsgeschichte. Der Münsinger Bahnhof ist nicht nur Haltestelle für die Züge der Schwäbischen Alb-Bahn, sondern auch eine Außenstelle der Touristik-Information der Stadt und Verwaltung der Schwäbischen Alb-Bahn Gesellschaft. Besucher können sich eine Ausstellung unter dem Motto „Reiseziel Natur“ ansehen. Zu finden sind hier für die Gegend typische Exponate mit Informationen zu Schafhaltung und Beweidung, Streuobstwiesen und -produkten sowie zu Geologie und Fossilien.

Informationszentrum Bahnhof Münsingen, Foto: Sabine Wächter

Bahnhofsvorsteher Weckler sieht im Bahnhof einen wichtigen Türöffner, welcher das Interesse der Besucher für die Region zu wecken vermag. „Der Bahnhof stellt die Verbindung zwischen Reiseziel, Natur und bahnhofstypischen Elementen her“, so Weckler: „Unser Bahnhofskonzept bietet den Leuten, die mit dem Zug hierher kommen, einen Mehrwert“, so der Tourismusfachmann weiter.

Biosphärenzentrum mit vielfältigen Informationen

Nächste Station für die Kursteilnehmer war das Biosphärenzentrum Schwäbische Alb im Alten Lager in Münsingen-Auingen. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist die größte unzerschnittene Fläche in Baden-Württemberg.  Der pädagogische Mitarbeiter des Zentrums Jochen Rominger erklärte zuerst das Konzept des Biospährengebiets mit Zonierung, Regionalentwicklung und Partnerinitiativen. „Der Reichtum der Schwäbischen Alb ist ihre Schönheit“, sagte er. Übergeordnetes Ziel sei, dass Mensch und Natur langfristig voneinander profitierten. Eine interaktive Ausstellung vermittelte anschließend wertvolle Informationen rund um das Biosphärengebiet, seine Ausdehnung, seine geologischen Besonderheiten, seine Ausflugsziele und seine Landwirtschaft.

BruderhausDiakonie als Beispiel sozialer Nachhaltigkeit

Da sich eine nachhaltige Entwicklung als Dreisäulenmodell aus Ökonomie – Ökologie – Soziales versteht, stand bei der Busexkursion auch der Besuch einer sozialen Einrichtung auf dem Programm.  Am Beispiel der Bruderhausdiakonie Buttenhausen wurde aufgezeigt, wie Nachhaltigkeit im Sinne diakonischer Arbeit verstanden und gelebt wird. Die Einrichtung ist der zweitgrößte Arbeitgeber in der Region Münsingen. In Buttenhausen geht es vor allem um Sozialpsychiatrie mit Anbindung einer kleinen Behindertenhilfe. „Wir verstehen uns als Komplementäreinrichtung“, so der stellvertretende Leiter Marc Böhringer. Nach einer Erkrankung sei es für die Patienten wichtig, eine Tagesstruktur zu erhalten und so gut es ginge, am beruflichen und sozialen Leben teilnehmen zu können. Zur Einrichtung gehören ein Restaurant, eine kleine Weberei, eine Gärtnerei und sogar eine gewerbliche Wäscherei.

Der Besuch der BruderhausDiakonie hat Anregungen für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Albverein aufgezeigt. So wäre es beispielsweise denkbar, für Menschen mit Handicap ein spezielles Wanderprogramm anzubieten und die Wanderführer entsprechend zu schulen. Thomas Haigis von der Heimat- und Wanderakademie brachte den Begriff der Inklusion ins Spiel: „Behinderte sollen am Gemeinschaftsleben teilnehmen können und der Albverein könnte im Rahmen gemischter Wanderangebote Möglichkeiten dazu schaffen“. Denn: Beim Albverein kümmere man sich nicht nur um die Landschaft, sondern auch um die Leute.

Botanische Exkursion im Naturschutzgebiet Digelfeld

Bildung für nachhaltige Entwicklung - Busexkursion am 11. Mai, Foto: Thomas Haigis

Der letzte offizielle Programmpunkt des Kurses war eine Exkursion in das Naturschutzgebiet Digelfeld unter der Leitung von Hauptnaturschutzwart Süd, Dr. Wolfgang Herter und Gaunaturschutzwart Fritz Merkle. Hier lernten die Teilnehmer die typische Frühjahrsvegetation auf kalkigem Magerrasen kennen. Dazu zählen Frühlingsenzian, Kerbel, Berberitze, Frühlingsfingerkraut, Kugelblume und gelber Enzian. Das Digelfeld beheimatet aber auch Orchideenarten wie etwa das Helmknabenkraut. Herter zeigte anschaulich auf, wie man die Blumen aufgrund von Standort, Farbe, Blüte, Blättern und Blattstellung erkennt. Die Teilnehmer erfuhren zudem eine Menge über die ökologischen Zusammenhänge und die Entwicklung des Naturschutzgebiets.

Der Ausklang des informationsreichen Tages fand im Wanderheim Burg Derneck statt, wo sich die Teilnehmer mit Leckereien aus der Region stärken konnten.

Wertvolle Anregungen für Wanderungen

Die Nachhaltigkeitsreihe hat aufgezeigt, wie sehr Landschaft und Menschen miteinander verbunden und voneinander abhängig sind und wie Veränderungen in der Natur soziale, ökonomische und ökologische Auswirkungen mit sich bringen. „Die Teilnehmer konnten wertvolle Anregungen und Informationen zur nachhaltigen Gestaltung ihrer Wanderangebote mit nach Hause nehmen“, glaubt die Projektkoordinatorin der Heimat- und Wanderakademie Karin Kunz. Gerade beim Wandern könnten natürliche Zusammenhänge und kulturhistorische Entwicklungen gut vermittelt werden – davon ist sie überzeugt.

Die Kursreihe setzt sich fort

Im Herbst soll es mit der Kursreihe weitergehen:

Am 11. und 12. Oktober gibt es eine zweitägige Veranstaltung unter dem Titel „Schöpfung bewahren – aber warum!?“  in Kooperation mit dem Umweltbeauftragten der evangelischen Landeskirche. Freitagabends findet ein Vortragsabend im Haus der Volkskunst in Balingen mit Prof. Dr. Konold statt. Am Samstag geht es dann mit einem Planspiel und Gruppenarbeit  weiter. Im Frühjahr 2014 sollen die Teilnehmer bei einem Praxisseminar aufzeigen, wie sie das Thema „Bildung zur nachhaltigen Entwicklung“ bei ihren Wanderungen konkret umsetzen können.